Geschichte

Gründer der Rotkreuzbewegung

Henry Dunant (1828-1910)

geboren als Jean-Henri Dunant, war ein Schweizer Geschäftsmann und ein Humanist christlicher Prägung.

Während einer Geschäftsreise wurde er im Juni 1859 in der Nähe der italienischen Stadt Solferino Zeuge der erschreckenden Zustände unter den Verwundeten nach einer Schlacht zwischen der Armee Österreichs sowie den Truppen Sardinien-Piemonts und Frankreichs. Über seine Erlebnisse schrieb er ein Buch mit dem Titel Eine Erinnerung an Solferino, das er 1862 auf eigene Kosten veröffentlichte und in Europa verteilte.

In der Folge kam es ein Jahr später in Genf zur Gründung des Internationalen Komitees der Hilfsgesellschaften für die Verwundetenpflege, das seit 1876 den Namen Internationales Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) trägt. Die 1864 beschlossene Genfer Konvention geht wesentlich auf Vorschläge aus Dunants Buch zurück.

Henry Dunant, der danach aufgrund geschäftlicher Probleme und seines darauf folgenden Ausschlusses aus der Genfer Gesellschaft rund drei Jahrzehnte lang in Armut und Vergessenheit lebte, gilt damit als Begründer der Internationalen Rotkreuz- und Rothalbmond-Bewegung.

Im Jahr 1901 erhielt er für seine Lebensleistung zusammen mit dem französischen Pazifisten Frédéric Passy den ersten Friedensnobelpreis.

 

Gründer des ersten Samaritervereins

Ernst Möckly (1856 - 1905) 

Der Schweizerische Samariterbund (SSB) hat seine Wurzeln wie auch sein österreichisches Pendant im militärischen Bereich. 1880 wurde der Militärsanitätsverein Bern gegründet. Feldweibel Ernst Möckli, der Präsident dieses Vereins, war beeindruckt vom Erfolg des Buches "Samariterschule" von Friedrich Esmarch, welcher 1882 in Kiel erste Samariterkurse durchführte und den Deutschen Samariter-Verein (heute Arbeiter-Samariter-Bund Deutschland e.V.) gründete.1884 veranstaltete Möckli die ersten zwei Samariterkurse und 1885 wurde bereits der erste Samariterverein gegründet.

Bereits 1888 schlossen sich 14 Samaritervereine zum Schweizerischen Samariterbund zusammen. Bereits von Beginn weg suchte der SSB den Kontakt zum Schweizerischen Roten Kreuz (SRK). Seit 1984 ist er Korporativmitglied des SRK - im Gegensatz zu Österreich, wo der ASBÖ (Arbeiter Samariterbund Österreich) und das ÖRK (Österreichisches Rotes Kreuz) zwar teils gemeinsam in Rettungsverbänden sind, sich jedoch als Konkurrenten behandeln. 

Mit der Zeit der Industrialisierung nahmen auch die Unfälle mit menschlicher Beteiligung stark zu. Die Medizin machte zwar in der gleichen Zeit grosse Fortschritte, die Zahl der Ärzte war jedoch sehr gering. Man musste sich selbst zu helfen wissen und aufgrund dessen erhielten die Samaritervereine mit ihren Bevölkerungskursen eine zentrale Aufgabe. Mit der steigenden Freizeit, die erlaubte Arbeitszeit wurde auf 11 Stunden pro Tag beschränkt, stiegen nicht nur die Zahl der Turnvereine, sondern auch der Samaritervereine.

1887 bildeten sich auch die ersten Samariterinnenvereine. Diese boten auch andere Kurse an, wie Krankenpflege zu Hause oder Mütter- und Säuglingspflege.

Seit 1965 gibt es den Nothilfekurs, der 1977 vom Bundesrat für Fahrschüler als verpflichtend erklärt wurde. 1993 lancierten die Samaritervereine Bevölkerungskurse in Herz-Lungen-Wiederbelebung. 

Bis 1914 verbreiteten sich die Samaritervereine grossteils in der Deutschschweiz. In der Zeit der beiden Weltkriege entstanden jedoch viele neue Vereine auch in der Westschweiz und im Tessin. 1944 zählte der Samariterbund bereits 1160 Samaritervereine mit mehr als 50.000 Samaritern. Seinen Höchststand erreichte die Mitgliederzahl in den 60er-Jahren mit über 60.000 Mitgliedern.

 

Vater der Erste-Hilfe-Ausbildung

Friedrich Esmarch (1823 - 1908)

Friedrich von Esmarch stammte aus einer alten schleswig-holsteinischen Pastoren- und Juristenfamilie, sein Vater war der Amtsarzt Theophilus Christian Casper Esmarch und seine Mutter war Friederike Brigitte, geborene Homann.

Bereits 1830 zog die Familie nach Rendsburg, wo sein Vater als Arzt tätig war. Angeblich war der Sohn nur ein mäßiger bis schlechter Schüler. Esmarch studierte Medizin in Kiel und in Göttingen bei Bernhard von Langenbeck. Hier wurde er 1848 zum Doktor der Medizin promoviert; 1849 habilitierte er sich für Chirurgie. Während seines Studiums wurde er Mitglied der Burschenschaft Teutonia zu Kiel. Seit 1854 war Esmarch in Kiel Ordinarius für Chirurgie und Augenheilkunde sowie Direktor des Friedrichshospitals in der Flämischen Straße. Sein Assistent war von 1886 bis 1890 der Chirurg August Bier.

Kriegschirurgie und Erste Hilfe bildeten die Schwerpunkte in Esmarchs beruflichem Leben. In den Kriegen 1848, 1864, 1866 und 1870/1871 konnte er vielfältige Erfahrungen sammeln, die in sein umfassendes „Handbuch der Kriegschirurgischen Technik“ von 1877 eingingen. Er führte das Verbandpäckchen und das Dreiecktuch ein, ebenso die Beinschienen und den Verbandtornister. In seiner Heimatstadt Tönning wurde er außerdem aufgrund seiner Erfindung des Eisbeutels als „Fiete Isbüdel“ bekannt. Die Erste Hilfe hatte er bereits in seiner vielfach aufgelegten Schrift „Der erste Verband auf dem Schlachtfelde“ von 1869 propagiert.

Von 1854 bis 1898 war er Direktor des Chirurgischen Universitätsklinikums, eine Stellung, die er für die Einführung vieler neuer Methoden nutzte. Gemeinsam mit dem Irrenarzt Peter Willers Jessen (1793–1875) stellte er auf der Grundlage klinischer Studien 1857 als Erster die Vermutung auf, dass Syphilis Ursache der progressiven Paralyse sei. 1870 wurde Esmarch Generalarzt und beratender Chirurg der Armee. Er entwickelte sich zu einem der bedeutendsten Unfallchirurgen des 19. Jahrhunderts. Auf Esmarch geht das Dreiecktuch zur Stütze bei Armverletzungen zurück und er entwickelte zwei wichtige Verfahren, die bis heute angewandt werden und seinen Namen tragen, den Esmarch-Handgriff und die Esmarchsche Blutleere.

Esmarch war Geheimer Medizinalrat, Ehrenmitglied zahlreicher Fachverbände des In- und Auslands sowie Träger einer Reihe von Orden. 1853 heiratete Esmarch Anna Strohmeyer, mit der er drei Kinder hatte. Seine Frau Anna erkrankte gegen Ende der 1860er Jahre an Tuberkulose und starb 1870. Zwei Jahre später verliebte sich eine Patientin, Prinzessin Henriette von Schleswig-Holstein-Sonderburg-Augustenburg, eine Tante der späteren Deutschen Kaiserin Auguste Viktoria, in ihn. Beide heirateten und in Anerkennung seiner Verdienste wurde er 1887 von Kaiser Wilhelm I. geadelt.

                                           

Henry Dunant                   Ernst Möckli                    Friedrich Esmarch